Rekordwerte für den Sonnenstrom: Weil Solaranlagen und auch der selbst erzeugte Strom günstig geworden sind, erleben sie eine steigende Nachfrage. Der Ausbau schreitet so schnell voran, dass der Förderdeckel voraussichtlich schon 2020 erreicht ist. Dann droht der Einbruch. Eine Anschlussregelung für die Solarförderung fehlt.
Ohne Einspeisevergütung geht es nicht: Noch werden viele Solaranlagen auf Hausdächern installiert. Wenn der Förderdeckel erreicht ist, könnte der Ausbau stark zurückgehen.
Solarstrom: Weniger Förderung für große Anlagen ab 2019
Im ersten Halbjahr 2019 lieferten die mehr als 1,7 Millionen Solaranlagen, die in Deutschland installiert sind, rund 24,5 Milliarden Kilowattstunden Strom. Der Bundesverband der Solarwirtschaft (BSW Solar) nennt diesen Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum von rund vier Prozent einen „neuen Solarstromrekord“. Dennoch rechnet Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig damit, dass der Ausbau schon im nächsten Jahr auf ein Drittel des derzeitigen Volumens schrumpfen könnte. Denn voraussichtlich schon im Frühjahr oder Sommer 2020 wird die Marke von 52 Gigawatt an Leistung erreicht, die allein die Solaranlagen auf Hausdächern erbringen.
Anschlussregelung für Solarförderung fehlt
Ab dieser Marke legt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) einen Förderstopp fest. Aber nicht nur das. Im Gesetz steht auch, dass „rechtzeitig“ eine Anschlussregelung geschaffen werden solle. „Bis heute hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aber noch keine Vorlage für den künftigen Solarausbau veröffentlicht“, kritisiert der BSW Solar. Sehen die Vertreter der Solarbranche damit unter anderem die Klimaziele für 2020 der Bundesregierung in Gefahr, mahnen Verbraucherschützer zur Eile.
Aktuell sind nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums rund 47,8 Gigawatt Solarleistung auf Dächern installiert. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät nun dazu, dass diejenigen, die noch eine Einspeisevergütung für den selbst genutzten Solarstrom erhalten wollen, zeitnah mit der Installation zu beginnen. Anlagen, die ebenerdig aufgebaut sind und nicht für die Stromerzeugung im Eigenheim installiert wurden, bekommen bereits seit diesem Jahr keine Förderung mehr.
Derzeit ist bekommen Hausbesitzer für den selbst erzeugten Solarstrom, der nicht im eigenen Haushalt verbraucht wird, eine Einspeisevergütung von 10,5 Cent pro kWh. Wer vor dem Inkrafttreten des Förderdeckels in eine Anlage investiert, erhält die Vergütung noch für 21 Kalenderjahre garantiert. Das ist nach Angaben der Verbraucherzentrale etwa das Doppelte des aktuellen Börsenstrompreises. Noch besser ist der Vorteil beim Eigenverbrauch: Dabei sparen die Hausbesitzer die Bezugskosten ein. Sie betragen aktuell nach Angaben des Portals energie-fachberater.de etwa 30 Cent pro kWh.
Ohne Solarausbau: Klimaziele werden verfehlt
Obwohl die Preise für Solaranlagen in den vergangenen Jahren stark gesunken sind, braucht der Sonnenstrom von Hausdächern aus Sicht der Solarwirtschaft noch für einige Jahre gesetzlich geregelte Investitionshilfen und Marktprämien, um wettbewerbsfähig zu sein. Der Zentralverband des Elektrohandwerks gibt an, dass Verbraucher heute pro kWp rund 200 bis 300 Euro weniger bezahlen müssen als noch vor ein paar Jahren.
Zusammen mit der Förderung über das EEG, wie sie derzeit noch läuft, kurbelt dies den Ausbau noch kräftig an. Bis 2030 möchte die Bundesregierung das Ziel von 65 Prozent erneuerbarem Strom erreichen und mehr CO2-kräftige Kohlekraftwerke abschalten. Doch das ist laut BSW Solar in Gefahr, wenn der Förderdeckel greift. Jedes Jahr sei eigentlich der Neubau von Solarstromanlagen mit einer Nennleistung von mindestens 10 Gigawatt erforderlich – was einer Verdrei- bis Vervierfachung des derzeitigen Ausbautempos entspricht. „Eine glaubwürdige Klimapolitik und ein Förderstopp für Solardächer passen nicht zusammen“, mahnt deshalb Carsten Körnig.
Die Bundespolitiker diskutieren derzeit allerdings noch ausgiebig darüber, wie die Anschlussregelung für Solardächer aussehen soll. Möchte sich die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag Medienberichten zufolge nicht dazu äußern, erklärten SPD und Grüne allerdings bereits, dass sie für eine Abschaffung des Förderdeckels sind.
Quelle: Deutsche Handwerkszeitung